Ratgeber verfasst von:
Johannes, leidenschaftlicher Gärtner, Bonn
125 Ratgeber
Das Gründach oder auch die Dachbegrünung bzw. das Bepflanzen von Dächern ist eine uralte Technik, die es gibt, seit der Mensch seine ersten Unterkünfte errichtet hat. Heutzutage ist sie wieder sehr in Mode gekommen. Viele Gebäude kommt hierbei in Betracht: Wohnhäuser, Geschäfte, Sporthallen, Schulen, Bürogebäude. Heute findet man Gründächer ebenso auf berühmten Gebäuden wie auf einfachen Privathäusern.
Eine Dachbegrünung kann (unter bestimmten Bedingungen) sowohl bei einer Renovierung vorgenommen werden, als auch bei einem Neubau. Sie ist zu einer Modeerscheinung geworden und wird aufgrund ihrer zahlreichen Vorteile auch von den öffentlichen Behörden befürwortet. Ihre Vorzüge kommen vor allem in Städten zum Tragen.
In Deutschland werden jährlich etwa 10 Millionen m2 an Dachfläche neu begrünt. Auch in Österreich und der Schweiz werden die Dächer grüner. Die Schweizer Stadt Basel ist sogar Rekordhalter: 30 % der Flachdächer sind Gründächer (Stand: 2017).
Ein Gründach besteht aus mehreren Schichten, die sich von unten nach oben folgendermaßen zusammensetzen:
Die tragende Schicht kann aus Beton, Metall oder auch Holz bestehen.
Die Dichtungsschicht besteht häufig aus einem Durchwurzelungsschutz und einer wasserdichten Schicht, um die Dachbegrünung von dem darunter liegenden Gebäude zu trennen.
Die Drainage- und Filterschicht ist unbedingt notwendig, wenn das Dach nicht über genügend Neigung verfügt. So kann überschüssiges Wasser in die Kanalisation ablaufen.
Der Nährboden hat eine Dicke von einigen Zentimetern bis zu mehr als 30 cm. Man verwendet ein leichteres Substrat als natürliche Erde. Denn letztere kann sehr schwer werden, wenn sie sich einmal mit Wasser vollgesogen hat. Das Substrat muss jedoch auch Wasser speichern können. Oft besteht er aus einer Mischung aus Kompost, Blättern oder Rinde und leichten, absorbierenden Steinen (Vulkanstein) mit einem Durchmesser von bis zu 1 cm. Diese Steinchen können bis zu 70 % des Substratvolumens ausmachen.
Grundsätzlich können alle Pflanzen auf einem Dach wachsen. Man wählt allerdings krautige oder strauchähnliche Pflanzen, je nach den klimatischen Bedingungen und der Dicke des Nährbodens. Es kann mehrere Monate oder sogar Jahre dauern, bis sich die Gewächse vollständig entwickelt haben und die gesamte Dachoberfläche bedecken. Zu diesen Pflanzen gehören:
Die Pflanzung kann folgendermaßen vorgenommen werden:
Die Art der Pflanzen, sprich die Begrünung, definiert die drei Kategorien der Gründächer:
Die extensive Dachbegrünung ist die häufigste, kostengünstigste und pflegeleichteste. Der Nährboden ist 5 bis 15 cm dick und enthält einen hohen Anteil an Gestein (70 %). Er hat ein geringes Eigengewicht und gewährleistet eine gute Drainage. Dieses Gründach besteht aus besonders robusten Bodendeckern, die Trockenheit gut überstehen, da keine Bewässerung vorgesehen ist. Die Begrünung muss ein stabiles Ökosystem bilden können, in das der Mensch nur sporadisch eingreift.
Die Dicke des Nährbodens beträgt mindestens 15 cm. Sein Volumen besteht etwa zur Hälfte aus porösen Aggregaten. Oft ist eine Tropfbewässerung integriert. Eine Mischkultur kann aus Blütenpflanzen, Grünpflanzen, Kletterpflanzen und kleinen Sträuchern bestehen.
Eine intensive Begrünung istnur auf Dachterrassen möglich. Die Dicke des Nährbodens liegt bei über 30 cm und ermöglicht sogar die Pflanzung von Obstbäumen oder Zierbäumen. Auf Dachterrassen von Gebäuden ist manchmal Wind der größte Feind.
Extensiv | Mischkultur | Intensiv | |
Konstruktionsart | Neubau oder Renovierung | Neubau oder Renovierung, wenn bestimmte Bedingungen für das Dach gegeben sind | Ausschließlich Neubau |
Art des Trägers | Beton, Stahl, Holz | Beton, Stahl, Holz | Beton |
Maximale Dachneigung | 30 % | 20 % | 3 % |
Dicke des Nährbodens | 5 bis 15 cm | 15 bis 30 cm | Über 30 cm |
Gesamtgewicht | 60 bis 100 kg/m2 | 150 bis 300 kg/m2 | Über 500 kg/m2 |
Bewässerung | Nicht notwendig | Empfohlen (je nach Region und Art der Bepflanzung) | Notwendig |
Pflanzen | Hauptsächlich Kriechpflanzen und Bodendecker (Sedum) | Breitere Auswahl: Blütenpflanzen, Grünpflanzen, kleine Sträucher, Kletterpflanzen | Sämtliche Pflanzenarten, inklusive großer Sträucher, wenn die Dicke des Nährbodens ausreichend ist |
Pflege | 1 bis 2 Mal pro Jahr | Gelegentlich (1 Mal pro Monat) | Sehr viel häufiger, je nach Dichte des Wuchses |
Durchschnittlicher Installationspreis pro m2 | 45 bis 100 € | Zwischen 100 und 200 € | Über 200 € |
Ein Gründach trägt zum Erhalt der Artenvielfalt im Stadtraum bei, insbesondere in Bezug auf Insekten und Vögel.
Gründächer haben auch einen positiven Einfluss auf die Luftqualität. Die Pflanzen produzieren Sauerstoff und absorbieren Kohlendioxid. Sie fangen außerdem dank der höheren Luftfeuchtigkeit Partikel und Pollen aus der Luft auf (die zum Teil Allergien auslösen).
Die Wärmeisolierung ist besser als die eines klassischen Daches. Dieser Effekt ist sogar im Sommer (Schutz vor Hitze) noch stärker als im Winter (Schutz vor Kälte). Die Pflanzen, aber auch die Dicke des Nährbodens, schützen vor hohen Temperaturen und verringern so den Einsatz von Klimaanlagen. Diese Temperaturregulierung bewirkt wiederum Energieeinsparungen.
Auch die Schalldämmung, die auf die Dicke des Nährbodens zurückzuführen ist, sollte man nicht unterschätzen. Bepflanzte Erde ist einer der besten akustischen Dämmstoffe. Laut einer Studie reduziert bereits ein Nährboden von 12 cm den Lärm um 15 bis 20 Dezibel mehr als ein klassisches Dach.
Der Nährboden absorbiert auch Regenwasser, wodurch das Risiko von Überschwemmungen sinkt. Mit nur 10 cm Nährboden absorbiert ein Gründach 70 % des Regenwassers. Dagegen sorgt Regen, der auf Ziegel oder Schiefer fällt, für einen stärkeren Abwasserstrom, der das Risiko von Überschwemmungen birgt. Im Stadtraum machen Dächer 20 bis 30 % der Oberfläche aus.
Eine Dachbegrünung sichert den Dachbedeckungen eine höhere Lebensdauer (Dichtungsbahnen). Diese sind nämlich geringeren Temperaturschwankungen ausgesetzt und besser gegen Sonnenstrahlen (UV) geschützt.
Ein Gründach hat Vorteile für den Eigentümer, ist aber auch von öffentlichem Interesse, da es sich positiv auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Bevölkerung auswirkt. Mehr bepflanzte Oberflächen erhöhen die Luftfeuchtigkeit und tragen dazu bei, die Auswirkungen von Hitzewellen im Sommer einzuschränken. Da gilt insbesondere für das Phänomen der sogenannten städtischen Wärmeinsel.
Darüber hinaus schaffen Grünflächen in einer beton-, glas- und stahllastigen Umgebung eine Harmonie, die beruhigt und die Stadt weniger stressig wirken lässt. Eine pflanzlich geprägte Umgebung trägt zur Entspannung und zum Wohlbefinden bei und erhöht die Produktivität der Menschen, die in einem solchen Gebäude arbeiten (Verwaltung, Büros usw.).
Auf Gründächern kann ein Gemüsegarten angelegt werden, aber auch Blumenbeete, eine Terrassenecke und sogar Bienenstöcke. Es handelt sich also um einen neuen Lebensraum. Einem Unternehmen kann eine Dachbegrünung zu einem besseren Image verhelfen, da es auf diese Art sein gesellschaftliches und ökologisches Engagement unter Beweis stellt.
Eine Dachbegrünung kostet 4 bis 5 Mal mehr als ein traditionelles Dach. Der Preis pro m2 hängt von folgenden Faktoren ab:
Zu diesen Kosten kommen noch die Ausgaben für die Instandhaltung, die vor allem bei Dächern mit Intensivbegrünung sorgfältig eingehalten werden muss. Während die Errichtung eines einfachen, klassischen Daches von einer Person mit einem Minimum an Fachwissen durchgeführt werden kann, kann ein Gründach nur von einem Experten auf diesem Gebiet angelegt werden.
Ratgeber verfasst von:
Johannes, leidenschaftlicher Gärtner, Bonn, 125 Ratgeber
Schon als Dreikäsehoch half ich zu Hause bei der Gartenarbeit mit. Wahrscheinlich entwickelte ich damals mein Interesse für Pflanzen und fürs Gärtnern. Später habe ich Biologie und Agrarwissenschaften studiert. Für verschiedene Verlage verfasste ich über 25 Jahre lang zahlreiche Bücher über Pflanzen und Pilze (für die ich eine besondere Vorliebe habe), bevor ich zu Gartenratgebern überging und damit zu einer Leidenschaft aus Kindheitstagen zurückkehrte. Ich habe auch regelmäßig für verschiedenste Garten- oder Naturzeitschriften gearbeitet. Und weil ich ohne Garten kein richtiger Gärtner wäre, habe ich mir meine eigene Grünoase geschaffen. Hier setze ich seit 30 Jahren verschiedene Anbauverfahren um, die ich gerne mit Ihnen teile.