Ratgeber verfasst von:
Johannes, leidenschaftlicher Gärtner, Bonn
Die Verletzung eines Baumes kann von verschiedenen Ursachen herrühren: Ein Ast kann durch starken Wind oder durch zu viel Obst abbrechen oder am Stamm kann die Rinde Opfer von Tierbissen werden. Außerdem kann ein Baumschnitt, die Umpflanzung, die Veredlung sowie versehentliche Stöße mit Werkzeugen bei der Gartenpflege die Rinde verletzen – wie in etwa beim zu nahem Vorbeifahren am Baumstamm mit dem Rasenmäher oder der Motorsense.
Der Baum hat nicht die gleiche Fähigkeit der Wundheilung, wie es bei Tieren der Fall ist. Bei Verletzungen reagiert der Baum mit der Produktion eines Wulsts, der die Wunde bedeckt. Der natürliche Wundverschluss, nimmt jedoch viel Zeit in Anspruch nimmt. Der Mensch kann den Baum bei der Heilung unterstützen, hierbei ist es allerdings wichtig, schnell zu handeln, da eine solche Verletzung ein Risiko für die Verbreitung zahlreicher Krankheiten ist, insbesondere der von Pilzen.
Die Porlinge (Baumpilze) sind hierbei besonders gefährlich. Sie ernähren sich von Lignin (Hauptinhaltsstoff des Holzes) und fressen sich nach und nach in das Holz hinein, kaum sichtbar, bis der Baum schließlich abstirbt. Manchmal kann man einen kugelförmigen Pilz, einen in Hufeisenform oder einem Tablett ähnelnden Pilz am Stamm sehen.
Wenn der Ast bereits abgestorben ist, ergibt es keinen Sinn, einzugreifen: hierbei handelt es sich um ein natürliches Phänomen, das Bestandteil des Lebens eines Baumes ist und das die Natur hervorragend verkraftet. Werden Sie nur aktiv, wenn der abgebrochene Ast noch lebendig war und schneiden Sie ihn so schnell und so gründlich wie möglich an der Bruchstelle ab, kurz nach dem Astansatz. Schmieren Sie dann die Schnittstelle mit einem Spatel und Baumwachs ein, das den Heilprozess beschleunigt. Achten Sie darauf, dass auch der äußere Rand bedeckt ist. Wenn der Ast auf Höhe des Stammes abgebrochen ist, sollten Sie die offene Stelle mit einer Baumhippe reinigen, indem Sie die Holzsplitter oder Rindenteile entfernen und anschließend die Masse auf die Bruchstelle auftragen.
Wenn sich beim Trocknen in der Masse Risse bilden, sollten Sie eine zweite Schicht auftragen. In den kommenden Monaten nach dem Eingriff sollten Sie den geschwächten Baum besonders pflegen. Unterstützen Sie die Heilung durch Düngemittel und Kompost, und gießen Sie ihn gründlich.
Das in der Tube oder Dose erhältliche Baumwachs ist eine zähflüssige Mischung aus Harz und pflanzlichen Ölen, die eine Schutzschicht bildet, um den Baum vor äußeren Einflüssen (Insekten, Pilze) zu schützen. Das Wachs, wie auch andere Mittel zum Wundverschluss, schützt meist auch vor Pilzbefall.
Baumwachs fördert jedoch keinesfalls den Heilungsprozess, sondern ausschließlich das Wachstum der schützenden Rinde. Nur diese kann den Baum wirklich schützen. Beim Baumwachs handelt es sich genau genommen um dasselbe Produkt. Dieses ist auch als Spray zu finden, welches jedoch weniger effizient ist.
Bis vor Kurzem wurde Holzteer verwendet, um die Schnitte und Wunden der Bäume zu versorgen. Dieses ist jedoch nicht nur ineffizient, sondern auch giftig für den Baum, der nur noch erschwert die neue schützende Rinde produzieren kann.
In Wahrheit ist die Verwendung von Baumwachs weit davon entfernt, einstimmig befürwortet zu werden, sowohl bei den Baumpflegern als auch bei den Wissenschaftlern. Gegner behaupten, dass man die Krankheitserreger in dem Holz mit einschließt und da somit ein warmes und feuchtes Milieu schafft – ihre Vermehrung sogar noch unterstützt.
Viele Gärtner ziehen die Verwendung einer Art hausgemachtes Pflaster vor. Sie verwenden lieber eine seit vielen Jahrhunderten bekannte Salbe. Hierbei handelt es sich um eine Mischung aus Lehm und Kuhmist, zu gleichen Teilen vermischt, mit der man die Wunden der Obstbäume bestreicht.
Hier ein weiteres Rezept: Füllen Sie einen Behälter mit einem Teil Kupferkalkbrühe (Pulver) und fünf Teilen Lehm (Pulver). Fügen Sie nach und nach Wasser hinzu und mischen Sie, bis Sie eine geschmeidige Masse erhalten. Sie können auch noch einen Teil Pflanzenöl hinzugeben, um zu vermeiden, dass der Lehm beim Trocknen bröckelt. Tragen Sie die Masse mit einem Pinsel auf. Für die Mischung ist es nicht wichtig, welche Lehmart Sie verwenden (grün oder weiß aus dem Handel), Sie können auch die Erde Ihres Gartens verwenden, falls diese lehmhaltig ist.
Früher wurde empfohlen, die Hohlräume an Baumstämmen zu füllen und zu verschließen... jedoch mit mehr oder weniger erfolgreichen Methoden! Nach jahrelangen Diskussionen hat sich herausgestellt, dass hohle Bäume bester Gesundheit sind und lange überleben können.
Die Hohlräume in den Bäumen sind wichtige Rückzugsorte für die wilde Fauna,die Ihnen übrigens in Ihrem Garten von großem Nutzen sein kann: Bienen, Vögel, Spechte, Käuze, Eulen, Singvögel, Fledermäuse, Eichhörnchen ...
Der einzige Eingriff, der heutzutage als sinnvoll erachtet wird, ist zu verhindern, dass sich Wasser im Stamm ansammelt, für den Fall, dass das Regenwasser von Innen in den Stamm gelangt. Es genügt hierfür, mit einer Bohrmaschine eine Öffnung am unteren Teil des Hohlraums zu bohren, damit das Wasser aus dem Stamm fließen kann.
Ratgeber verfasst von:
Johannes, leidenschaftlicher Gärtner, Bonn
Schon als Dreikäsehoch half ich zu Hause bei der Gartenarbeit mit. Wahrscheinlich entwickelte ich damals mein Interesse für Pflanzen und fürs Gärtnern. Später habe ich Biologie und Agrarwissenschaften studiert. Für verschiedene Verlage verfasste ich über 25 Jahre lang zahlreiche Bücher über Pflanzen und Pilze (für die ich eine besondere Vorliebe habe), bevor ich zu Gartenratgebern überging und damit zu einer Leidenschaft aus Kindheitstagen zurückkehrte. Ich habe auch regelmäßig für verschiedenste Garten- oder Naturzeitschriften gearbeitet. Und weil ich ohne Garten kein richtiger Gärtner wäre, habe ich mir meine eigene Grünoase geschaffen. Hier setze ich seit 30 Jahren verschiedene Anbauverfahren um, die ich gerne mit Ihnen teile.