Ratgeber verfasst von:
Michel, Hobby-Schweißer, Nürnberg
Wer noch nie eine Verblitzung hatte, also eine durch die optische Strahlung von Schweißarbeit ausgelöste Hornhautentzündung, versteht vielleicht nicht auf Anhieb, wieso ein extra eingerichteter Arbeitsplatz zum Schweißen notwendig ist. Dabei ist es nicht nur für den Heimwerker selbst, sondern auch für Personen, die sich in der Nähe aufhalten, äußerst wichtig, dass für Schweißerarbeiten ein eigener Bereich eingerichtet wird. Ob Hobbyhandwerker oder Profi: Dieser Ratgeber verrät Ihnen, wie eine ideale Schweißwerkstatt aussehen sollte, damit Sie unter optimalen Bedingungen arbeiten können.
In professionellen Schweißwerkstätten, in denen häufig geschweißt wird, gibt es gesonderte Schweißkabinen, die Komfort und Arbeitshygiene für den Schweißer gewährleisten und gleichzeitig die Arbeitsschritte optimieren. Personen, die Schweißerarbeiten ausführen, müssen laut Arbeitsschutzgesetz gegen Schweißrauch geschützt sein. Es gibt Möglichkeiten, eine Werkstatt oder einen Arbeitsplatz zum effektiven und sicheren Arbeiten einzurichten, ohne sich in Unkosten zu stürzen.
Der Bereich, der zum Schweißen vorgesehen ist, muss sauber und geräumig sein und dem Schweißer genug Bewegungsraum lassen, um seine Arbeit unter optimalen Bedingungen ausführen zu können. Er darf nicht mit Gegenständen zugestellt sein, wie Eisenstangen, Profilen oder anderen Objekten, die für laufende Projekte benötigt werden. Planen Sie Ihre Schweißprojekte im Voraus.
Grenzen Sie den Schweißbereich klar ab und sorgen Sie mit Schweißschutzwänden für Sicherheit.
Um sich gegen Schweißrauch zu schützen, muss Ihr Arbeitsplatz gut belüftet sein. Ist die natürliche Belüftung nicht ausreichend, ist es möglich, ein Belüftungssystem zu installieren, das den Schweißrauch absaugt. Ein Belüftungs-Ventilator besitzt Rohrleitungen, die den Rauch direkt am Schweißpunkt absaugen, was eine gute Alternative darstellt. Halten Sie sich am besten immer an den SGU-Leitfaden (Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz).
Wenn Sie mit schweren Werkstücken arbeiten, ist es ratsam, einen Werkstattkran oder einen Säulenschwenkkran mit Kettenzug an Ihrem Arbeitsplatz zu installieren. Wählen Sie Ihre Anschlagmittel sorgfältig aus und treffen Sie geeignete Sicherheitsvorkehrungen.
Da Sie höchstwahrscheinlich auch sägen und schleifen werden und dadurch viel Staub entsteht, der sich am Arbeitsplatz ausbreitet, sollten Sie Schränke verwenden, die aus einem Stück bestehen und Türen besitzen, damit Ihr Werkzeug vor Spritzern geschützt ist. Die Möbel sollten auf Füßen stehen oder an der Wand befestigt sein. Ein Werkstattwagen mit Schublade ist praktisch, damit Ihr Handwerkzeug immer griffbereit liegt. Auch Behälter sind sinnvoll, um darin Ihre Werkstücke aufzubewahren. Stellen Sie Werkstattregale im hinteren Bereich Ihres Arbeitsplatzes auf. Sie dienen zur Lagerung von Materialien und Ersatzteilen für Ihr Schweißgerät sowie von Gasbehältern (zum WIG- oder MIG-MAG-Schweißen). Das Nonplusultra für die Werkstatteinrichtung ist ein modulierbares Aufbewahrungssystem!
Ihre Werkbank, bzw. Ihr Schweißtisch sollte am besten aus Eisen bestehen, solide sein und genug Platz zum Ablegen Ihrer Werkstücke bieten. Unerlässlich ist auch die Ausstattung mit einem Schraubstock, der entweder fest sitzt oder schwenkbar ist. Wenn Sie Winkelstücke zusammensetzen möchten, sind mehrere Winkelspanner ratsam. Denken Sie auch an Schweißmagnete. Zum WIG-Schweißen müssen Sie die richtige Position einnehmen und mit ruhiger Hand arbeiten. Hierzu bietet sich eine Stehhilfe an, dank der Sie Ihre Bewegungen besser kontrollieren können.
Insbesondere wenn Sie alleine arbeiten, sollten Sie zwei bis drei Arbeitsböcke und Werkstattwagen für sperrige Werkstücke zur Verfügung haben. Schraubzwingen oder Gripzangen helfen dabei, zusammengesetzte Werkstücke zu halten. Sie sollten immer Stahlteile zur Verfügung haben, die verschiedene Öffnungen und Tiefen besitzen.
Da beim Schweißen Material abgetragen wird, ist es wichtig, einen Amboss oder einen Hornamboss zu besitzen, um Bleche und Eisen nachzubearbeiten. Hierzu eignet sich ein Ausbeulhammer, der in verschiedenen Größen angeboten wird.
Dieses Gerät gehört in jede Schweißwerkstatt. Es wird zum Schärfen von Meißeln und Hämmern mit Spitze oder zum Anspitzen von Wolframelektroden beim WIG-Schweißen verwendet. Nutzen Sie zwei verschiedene Schleifsteine in Ihrem Doppelschleifer: einen zum Aufrauen und den anderen zur Endbearbeitung.
Winkelschleifer und Trennschleifer sollten immer parat stehen. Verlängerungskabel für Elektroinstallationen sollten außerhalb der Schweißzone liegen, um nicht beschädigt zu werden.
Es wird davon abgeraten, am Arbeitsplatz zu essen. Es ist allerdings umso wichtiger, bei Schweißerarbeiten häufig zu trinken. Richten Sie sich daher in einer geschützten Ecke Ihrer Werkstatt einen kleinen Tisch mit Arbeitshocker ein. Getränke können in einen Wandschrank geräumt werden.
Wenn Sie Familie, Freunde oder sogar Kunden in Ihre Werkstatt einladen, um ihnen Ihre neusten Kreationen zu zeigen, machen Staub, Dreck und Unordnung keinen guten Eindruck. Säubern Sie Ihren Arbeitsplatz daher regelmäßig. Ein Industriesauger beschleunigt die Reinigung der Werkstatt erheblich. Gut zu wissen: Staub in schwer zugänglichen Bereichen können Sie mit einem Staubsauger mit Blasfunktion an besser zugängliche Stellen blasen. Danach müssen Sie ihn nur noch aufsaugen.
Nach dem Schweißen müssen Sie den entstandenen Abfall vorschriftsmäßig entsorgen. Hierfür eignen sich spezielle Abfallbehälter für unterschiedliche Abfallarten. Geben Sie Metallreste auf dem Wertstoffhof ab und trennen Sie den restlichen Abfall im Hausmüll.
Beim Schweißen kann es zu Verbrennungen und Verletzungen durch Spritzer kommen. Damit Sie geschützt arbeiten können, benötigen Sie die richtige Ausrüstung. Hierzu zählen Schutzkleidung für Schweißer, Schweißerjacken sowie Schweißerhandschuhe. Sie können Ihre persönliche Schutzausrüstung in einem gesonderten Schrank verstauen. Denken Sie auch an einen Erste-Hilfe-Koffer und einen Feuerlöscher.
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Ratgeber verfasst von:
Michel, Hobby-Schweißer, Nürnberg
Ich habe eine Ausbildung zur Blechbearbeitung, Rohrleger/Schweißer, und nachdem ich 35 Jahre auf Baustellen gearbeitet habe, wurde ich Projektingenieur und schließlich Leiter der Abteilung Engineering. Jetzt im Ruhestand, habe ich eine Werkstatt eingerichtet und ausgestattet, wo ich Skulpturen aus Metall fertige: Mein kleines Paradies, wo ich meiner Phantasie freien Lauf lassen kann. Auf Trödelmärkten finde ich ungewöhnliche Objekte und alte Werkzeuge, die ich sammle, oder die ich in Kunstobjekte verwandle. Außerdem liebe ich Gartenarbeit. Meine Leidenschaft zu teilen und andere bei der Auswahl ihrer Ausstattung zu beraten, ist mir ein wahres Vergnügen.