Ratgeber verfasst von:
Johannes, leidenschaftlicher Gärtner, Bonn
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In den 1950er Jahren aus dem angelsächsischen Raum entstanden, boomt die künstliche Wurmkompostierung heute auf allen Kontinenten.
Bei der Wurmkompostierung geht es darum, das natürliche Ökosystem zu Hause nachzuahmen, indem Würmer organische Stoffe abbauen. Der Herstellungsprozess dieses Wurmkomposts verursacht keine unangenehmen Gerüche, wenn er unter idealen Bedingungen durchgeführt wird. Sie erhalten nährstoffreichen Kompost, den Sie im Garten oder im Gemüsebeet verwenden können.
Heute gibt es viele speziell entworfene Wurmkisten Holz oder Kunststoff, die zur Herstellung von Wurmkompost geeignet sind. Am häufigsten finden Sie vertikale Komposter, die mit zwei, drei oder vier Behältern (auch Schubladen oder Ebenen) ausgestattet sind.
Die Behälter müssen undurchsichtig sein, da Würmer lichtscheue Wesen sind. Der Boden wird mit Löchern durchbohrt, damit sich die Würmer fortbewegen können. Die unterste Ebene des Wurmkomposters ist nicht durchlöchert, aber mit einem Wasserhahn ausgestattet, durch den eine konzentrierte Flüssigkeit gewonnen werden kann: der sogenannte Wurmtee.
Eine Wurmkiste mit 3 Behältern von 60 x 60 cm ist ausreichend, um die Abfälle eines 4-Personen-Haushaltes zu verwerten.
Stellen Sie Ihre Wurmkiste an einen ruhigen Ort mit einer relativ konstanten Temperatur, zwischen 15 und 25 °C (idealerweise 20° C). Glücklicherweise entspricht dies den üblichen Temperaturen in unseren Häusern (Küche, Speisekeller, Keller oder sogar im Schrank).
Wenn Sie den Komposter im Außenbereich, etwa auf einem Balkon, platzieren möchten, sollten Temperaturen über 30° C sowie Minusgrade im Winter unbedingt vermieden werden.
Auf einer Ebene verteilen Sie eine zwei oder drei Zentimeter dicke Schicht aus Torf, das sogenannte Bett. Wenn dieses nicht von mit dem Wurmkomposter geliefert wurde, fertigen Sie die Schicht aus Zeitungspapier, zerschnittenem Karton oder Kokosfaser an. Feuchten Sie diese vorher gut an: Wenn Sie das Material zusammendrücken, sollte ruhig etwas Wasser heraustropfen.
Setzen Sie nun die Würmer die Schicht. Das Gewicht der Würmer muss das Doppelte des Gewichts der abgelagerten Abfälle pro Tag betragen. Wenn Sie also 300 g Abfall pro Tag in Ihren Behälter geben, benötigen Sie 600 g Würmer, um mit Ihrer Kompostierung zu beginnen.
Verwenden Sie keine Regenwürmer aus dem Garten. Sie haben dort wichtige Aufgaben zu erfüllen und sind zudem überhaupt nicht geeignet, um Wurmkompost herzustellen. Holen Sie sich Würmer von einem Gartencenter oder in einem Geschäft für Anglerbedarf. Lassen Sie sich beraten, nicht alle Würmer eignen sich für den Wurmkomposter.
Die Würmer benötigen mehrere Tage, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Seien Sie geduldig und warten Sie drei bis vier Tage, bevor Sie die ersten Abfälle in den Komposter geben.
Geben Sie am Anfang nur wenig Abfall, etwa eine Handvoll Schalen ein (eine oder zwei zerstückelte Bananenschalen passen perfekt) in Ihre Wurmkiste und lassen Sie ein paar Tage verstreichen.
Füttern Sie am Anfang weiterhin kleine Mengen Ihrer Küchenabfälle und arbeiten Sie sich allmählich zur maximalen Menge hoch. Dosieren und reduzieren Sie die Menge bei Bedarf. Wenn eine zu große Menge zerfällt, ohne von den Würmern aufgenommen und verdaut zu werden, kann das zu unangenehmen Gerüchen führen. Der natürliche Zerfall des Biomülls kann auch zu Gärung und damit zu steigenden Temperaturen führen, was den Tod der Würmer nach sich ziehen kann. Zerkleinern Sie zu große Abfall-Stücke.
Füllen Sie von Zeit zu Zeit Zeitungspapier oder klein geschnittenen Karton in den Komposter, denn hierbei handelt es sich um eine wichtige Kohlenstoffquelle. Würmer vermehren sich schnell und regulieren sich selbst. Sollten Sie für einen Zeitraum von mehreren Wochen abwesend sein, bitten Sie jemanden, Ihre Wurmkiste zu füttern.
Der Kompost ist nach etwa drei Monaten fertig. Sie erkennen fertigen Kompost an seiner braunen Farbe.
Stoppen Sie die Befüllung des fertigen Kompostbehälters und stellen Sie einen neuen Behälter darauf, in welchem Sie nun Ihren Abfall deponieren. Die Würmer werden von dieser neuen Nahrung angezogen und wandern durch die Löcher in die obere Etage.
Sobald alle Würmer nach oben gewandert sind, können Sie den Kompost aus der unteren Ebene sammeln.
Wiederholen Sie diese Vorgangsweise einige Monate später mit einem anderen Tablett oder dem darunter liegenden Behälter, dessen Kompost Sie bereits entleert haben.
Ohne Einschränkungen kompostierbar | In kleinen Mengen kompostieren | Nicht kompostieren |
Beschädigte Früchte, Schalen von Früchten | Ananasblätter (zu zäh) | Zitrusfrüchte (Zitronen, Orangen, ...) Fruchtkerne |
Schalen und Abfälle von Gemüse und Pilzen | Schalen von Avocados (zu hart) Artischockenblätter, Kartoffelschalen | Zwiebel, Knoblauch, Schalotten |
Zerkleinerte Eierschalen | Brot, Kekse, Gebäck | Fett, Frittieröl |
Kaffeesud mit Filter | Nudeln und gekochter Reis | Fleisch, Fisch, Knochen, Gräten |
Eierkartons | Karton, Zeitungspapier | Buntpapier, Magazine, Hochglanzpapier |
Abgestorbene Blätter, Unkraut, Zimmerpflanzenabfälle | Rasenmäher-Abfälle |
Der Kompost aus der Wurmkiste ist besonders reich an Mikroorganismen und sollte schnell verwendet werden. Vermeiden Sie eine Lagerung über mehrere Monate.
Verwenden Sie nur reifen Wurmkompost. Der Kompost ist reif, wenn der gesamte Abfall in eine gleichmäßige, schwarze oder braune Erde umgewandelt ist. Verwenden Sie den Kompost für die Gartengestaltung, indem Sie eine Schicht von wenigen Millimetern an der gewählten Stelle aufbringen. Für Topfpflanzen verwenden Sie eine Mischung aus 1/4 Wurmkompost und 3/4 Erde.
In der untersten Ebene sammelt sich der sogenannte Wurmtee an. Er ist hoch konzentriert und nährstoffreich. Er wird in einem Mischverhältnis von 1 zu 10 dem Gießwasser als Dünger beigefügt.
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Schon als Dreikäsehoch half ich zu Hause bei der Gartenarbeit mit. Wahrscheinlich entwickelte ich damals mein Interesse für Pflanzen und fürs Gärtnern. Später habe ich Biologie und Agrarwissenschaften studiert. Für verschiedene Verlage verfasste ich über 25 Jahre lang zahlreiche Bücher über Pflanzen und Pilze (für die ich eine besondere Vorliebe habe), bevor ich zu Gartenratgebern überging und damit zu einer Leidenschaft aus Kindheitstagen zurückkehrte. Ich habe auch regelmäßig für verschiedenste Garten- oder Naturzeitschriften gearbeitet. Und weil ich ohne Garten kein richtiger Gärtner wäre, habe ich mir meine eigene Grünoase geschaffen. Hier setze ich seit 30 Jahren verschiedene Anbauverfahren um, die ich gerne mit Ihnen teile.