Ratgeber verfasst von:
Michel, Hobby-Schweißer, Nürnberg
Metalle durch flüssiges Zinn zu verbinden, ohne sie zu schmelzen, wird als Weichlöten bezeichnet. Die Temperatur zum Benetzen mit geschmolzenem Lot – für eine Zinn-Blei-Legierung etwa 200 °C – ist zu niedrig, um die Werkstücke zu schmelzen. Sie reicht aber, um sie mit einer dichten und festen Lötstelle zu verbinden.
Die wichtigste Voraussetzung ist, dass auf die Lötstelle weder mechanische Belastung noch hoher Druck direkt einwirkt. Deshalb müssen sich die Teile der Verbindung so berühren, dass eine möglichst große Kontaktfläche entsteht. Sie sorgt nach dem Löten für einen guten Halt der Verbindung. Es gibt hierfür verschiedene Möglichkeiten, wie z. B. das Fügen mit Lötmuffen bei Kupferrohren oder das Überlappen bei anderen Verbindungsformen.
Wann und wofür eignet sich Weichlöten?
Die Qualität der Lötwerkzeuge überprüfen
Vorbereiten der zu lötenden Teile
Auswählen des Lotes
Weichlöten mit Zinn
Lötprobleme beheben
Wenn man sich an die Ratschläge und Verfahren hält, ist es einfach, eine Lötstelle mit Zinn herzustellen. Wenn Sie die üblichen Vorsichtsmaßnahmen beachten und mit dem richtigen Material und Werkzeug die notwendigen Handgriffe ausführen, können Sie ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen. Mit zunehmender Erfahrung beherrschen Sie diese Technik, die sich für so manche Verbindung eignet.
5 Min.
Eine Person
Lötlampe, Gaslötbrenner mit Mono-Gas oder Bi-Gas
Einweg-Gaskartuschen und -flaschen oder unter Druck stehende Gasflaschen
Sicherheitsanzünder für Gas
Werkbank mit Schraubstock, falls Werkstattarbeit
Stahlwolle oder Schleifpapier
Lötpaste oder Flussmittel
Feuchter Lappen
Schürze aus Leder
Sicherheitsschuhe
Weiche Lederhandschuhe
Die hier aufgeführte Liste ist nicht vollständig. Die persönliche Schutzausrüstung muss an die jeweilige Arbeitssituation angepasst werden.
Wenn Sie über eine Lötlampe oder einen Brenner verfügen, können Sie dieses Verfahren zur Montage von Kupferrohren oder für andere überlappende Verbindungen gewisser Metallteile verwenden. Achtung! Mit bleihaltigem Lot, egal ob Lötdraht oder Lötstangen, dürfen Sie keinesfalls folgende Leitungen löten:
Rohrleitungen im Freien, die Frost ausgesetzt sein können;
Trinkwasserleitungen;
Gasleitungen.
Bei allen anderen Rohrsystemen müssen in gleichmäßigen Abständen und bei allen Richtungsänderungen genügend Entlastungspunkte, etwa mit Wandhalterungen, angebracht werden. Sie mildern die von Wasserdruckschwankungen erzeugten Rohrbewegungen, die sonst zum Bruch der Lötstelle führen können.
Wenn mit einer Zinnlegierung mit einem geringen Kupferanteil gelötet wird, ist das Weichlöten von Trinkwasserleitungen zulässig. Abgenutzte Teile aus eisenhaltigem Metall kann man wieder auftragen, wenn man Ätzmittel und ein geeignetes Lötfett verwendet. Manche Werkstätten für Karosseriereparatur vollbringen Wunder, indem sie Zinn in die zu unterfütternden Bereiche einbringen (und so mit Material auffüllen).
Vergewissern Sie sich, dass die Lötlampe oder der Lötbrenner für das Löten mit Zinn geeignet ist. Eine Arbeitstemperatur von höchstens 350 °C reicht aus, um bleihaltiges Zinn und sogar bleifreies Zinn zu schmelzen, das eine etwas höhere Schmelztemperatur hat.
Neben dem Lötzinn spielt auch das Lötfett oder Flussmittel in Form einer Paste, eines Gels oder einer Flüssigkeit eine wichtige Rolle für das Gelingen der Verbindung. Achten Sie darauf, dass es für Ihre Arbeiten geeignet ist.
Stahlwolle ist besser als Schmirgelleinen, das Rückstände auf den bearbeiteten Stellen hinterlässt.
Sie sollten Kupfer nie zu stark erhitzten , da es sonst porös werden kann.
Da die zu lötenden Verbindungen ineinandergreifen, kann man mit Kapillarwirkung löten. Reinigen Sie die Rohrmuffe und das Rohrende und bestreichen Sie es mit Lötpaste. Nachdem Sie die Teile ineinander geschoben und auf die nötige Temperatur erhitzt haben, tragen Sie an der Nahtstelle etwas Zinnlot auf. Nach dem Benetzen sollte das flüssige Lötzinn in den Spalt zwischen Muffe und Rohrende eindringen und die Verbindungsstelle vollständig bedecken.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, können Sie diese Flächen vor dem Zusammenfügen auch verzinnen. Entfernen Sie alle Spuren von Oxidation sowohl von der Muffe als auch vom einzusteckenden Rohrende. Tragen Sie dann das Lötfett auf und bringen Sie eine dünne Zinnschicht auf. Sie können diese verzinnten Teile sogar abkühlen lassen, was es Ihnen ermöglicht, gleich mehrere Teile vorzubereiten und sie später zu verlöten.
Wenn Sie viele Teile vorbereiten müssen, können Sie mit einem Verzinnungsset die zu verzinnenden Enden einfach benetzen.
Die Rechtsvorschriften für die Verwendung von Zinn-Blei-Gemisch zum Löten sind erheblich strenger geworden. Die RoHS-Richtlinie vom 27.01.2003 regelt die Verwendung von Blei zum Weichlöten. Es ist bekannt, dass das für die Bleivergiftung verantwortliche Blei nach und nach aus den Metallgemischen zum Löten verschwinden muss.
Lötlegierungen mit zwei Komponenten sind u. a.:
Zinn/Blei;
Zinn/Kupfer;
Zinn/Silber.
Man findet auch Drei-Komponenten-Legierungen, wie etwa:
Zinn/Kupfer/Silber.
Bei manchen Lötdrähten ist im Innern das richtige Flussmittel schon enthalten. Dadurch erübrigt sich die Suche nach einem passenden Lötfett. Falls eine größere Menge an Metall aufgebracht werden soll, können Sie weiche Lötstangen aus Zinn verwenden. Sie sind in Stabform und eignen sich auch zum Füllen von Verzinnungstiegeln.
Um zwei Teile zu verlöten, gehen Sie wie folgt vor.
Entfernen Sie oxidierte Stellen der zu verzinnenden Teile mit Stahlwolle oder Schmirgelpapier. Falls nötig sollten Sie diese Stellen auch entfetten.
Verwenden Sie immer ein für das Lot (die Lötlegierung) geeignetes Lötfett oder Flussmittel und tragen Sie es auf die gereinigten Teile auf.
Die betroffenen Flächen müssen Sie mit dem Lötbrenner oder der Lötlampe auf die richtige Temperatur erhitzen (ohne sie rot anlaufen zu lassen).
Bringen Sie direkt an der Lötstelle eine dünne Schicht Zinn auf.
Wiederholen Sie diesen Vorgang an jedem der Teile, die Sie zusammenfügen möchten.
Halten Sie die zu verbindenden Teile vor sich und erhitzen sie beide gleichzeitig.
Wenn die Benetzung richtig erfolgt, können Sie die Teile zusammenstecken oder überlappen.
Wischen Sie mit einem feuchten Tuch über die hergestellte Verbindung, um überschüssiges Zinn zu entfernen.
Überprüfen Sie, ob sich das Lot gleichmäßig über die gesamte Nahtstelle verteilt hat.
Es gibt drei Probleme, die beim Weichlöten mit Zinn häufig auftreten. Nachfolgend finden Sie die entsprechenden Abhilfemaßnahmen:
Wenn die gelötete Verbindung undicht ist, lassen Sie alles Wasser ab, erhitzen das Rohr für das Entlöten und beginnen Sie den Lötvorgang von vorn.
Wenn das Zinn die zu verbindenden Teile nicht richtig benetzt und Tröpfchen bildet, war die Vorbereitung unzureichend. Nehmen Sie mehr Flussmittel oder Lötfett.
Wenn das Zinn nicht eindringt, erhitzen Sie die Lötstelle etwas stärker. Achten Sie darauf, dass das zu lötende Teil nicht verschlossen ist. Beim Erhitzen kann die Luft im Inneren des Rohrs durch die Lötstelle entweichen und den Lötvorgang behindern. Belassen Sie auch kein Wasser im Inneren, denn der entstehende Dampf beeinträchtigt die Güte und Haltbarkeit der Lötstelle.
Wählen Sie die Zinnlegierung sorgfältig nach dem Verwendungszweck der gelöteten Teile aus.
Erkundigen Sie sich über mögliche gesundheitliche Auswirkungen und verzichten Sie gegebenenfalls auf bleihaltige Legierungen als Lot. Denn Blei kann zwar leicht in den menschlichen Organismus eindringen, wird ihn jedoch nie wieder verlassen.
Das größte Unfallrisiko beim Löten sind Verbrennungen, daher sollten Sie sich mit der richtigen Kleidung schützen.
Eine gut sitzende Lötbrille und eine Atemschutzmaske zum Schutz vor den Säuredämpfen, die beim Erhitzen des Flussmittels entstehen, sind sehr empfehlenswert.
Ratgeber verfasst von:
Michel, Hobby-Schweißer, Nürnberg
Ich habe eine Ausbildung zur Blechbearbeitung, Rohrleger/Schweißer, und nachdem ich 35 Jahre auf Baustellen gearbeitet habe, wurde ich Projektingenieur und schließlich Leiter der Abteilung Engineering. Jetzt im Ruhestand, habe ich eine Werkstatt eingerichtet und ausgestattet, wo ich Skulpturen aus Metall fertige: Mein kleines Paradies, wo ich meiner Phantasie freien Lauf lassen kann. Auf Trödelmärkten finde ich ungewöhnliche Objekte und alte Werkzeuge, die ich sammle, oder die ich in Kunstobjekte verwandle. Außerdem liebe ich Gartenarbeit. Meine Leidenschaft zu teilen und andere bei der Auswahl ihrer Ausstattung zu beraten, ist mir ein wahres Vergnügen.